Antwort 1: Technik ist ein Werkzeug, das vor dem hintergrund falscher Maximen (Wachstum, Profit, etc.) negative Folgen hat. Vor dem Hintergrund besserer Maximen würde Technik/technischer Fortschritt und die Technisierung unserer Lebenswelt aber Emanzipation vorantreiben.

Antwort 2: Die Art des Zugriffs auf die uns umgebende Welt, die technischer Fortschritt notwendigerweise voraussetzt, ist grundlegend zu kritisieren. Die negativen Folgen von Technisierung sind dieser inhärent und hängen nicht nur davon ab, wer Technik zu welchen Zwecken einsetzt.

Spannend ist das Thema für mich, weil ich keine starken Intuitionen für eine der beiden Antworten habe. Ich finde beide Antworten richtig. Sowohl die Frage, als auch die Antworten sind dabei aber nicht neu und wurden bestimmt schon in tausenden künstlerischen Arbeiten thematisiert. Mein Vorschlag wäre es deswegen, sich dieser ewigen Frage am Beispiel einer ziemlich konkret ausgearbeiteten Vorstellung einer zukünftigen Form der Organisation von Gesellschaft zu nähern.
In den letzten Jahren gab es immer häugier Widerbelebungsversuche der Planwirtschaft.



Welchen Beitrag kann Technik und der naturwissenschaftlich/technische Zugriff auf die Welt für unsere Vorstellungen und Ausarbeitungen einer Utopie leisten?
Die künstlerisch (hoffentlich) interessante Grundfrage meines Vorschlags:
Die Grundidee:

Durch Plattformen wie z.B. Amazon haben wir hinreichend großes Wissen darüber, wie die Produktion und Allokation von Waren aktuell geschieht. Wir können uns ein recht genaues Bild davon machen, was Menschen wo und wann benötigen. (Und das war bei vergangenen Versuchen, planwirtschaftlich zu produzieren eben nicht gegeben.) Durch dieses Wissen ergeben sich Gestaltungsmöglichkeiten, von denen auch jetzt schon Gebrauch gemacht wird. In gewisser Hinsicht funktioniert aktuell bereits ein Teil der Produktion auf Basis mehr oder weniger planwirtschaftlicher Überlegungen. Momentan geschieht das aber noch durch große quasi-monopolistische Unternehmen. Der Zugriff auf jene Daten und deren Umsetzung in die Produktion und Allokation von Waren könnte aber auch demokratischen Entscheidungen unterliegen. Der durchtechnisierte Kapitalismus gibt uns eigentlich alle Werkzeuge dafür, eine gelingende Planwirtschaft zu installieren, die nicht dem Profit privater Unternehmen, sondern einer demokratisch verwalteten Gesellschaft zuarbeiten würde.

(In dem Podcast wird eine Ausarbeitung eines ähnlichen Vorschlags diskutiert. Die Bücher habe ich noch nicht gelesen, hätte aber einen sehr guten Grund, das endlich zu tun, falls wir in diese Richtung arbeiten sollten.)
Das Anwendungsbeispiel:
Wie könnten wir zu diesem Thema arbeiten?
Wohl die knackigste Frage! Grundsätzlich stelle ich es mir spannend vor, Möglichkeiten zu finden, die Spannungen in unserem Bezug auf Technik und technischen Fortschritt, die sich aus der Ausgangsfrage ergeben, erlebbar zu machen. Durch den interdisziplinären Ansatz unserer Gruppe werden diverse, widersprüchliche und sich ergänzende Perspektiven auf unser Nachdenken über konkrete Zukunftsentwürfe eröffnet. Die Spannungsfelder grundlegender Fragen nach unserer Zukunft würden aufbereitet. Nicht (nur) um Lösungsvorschläge zu entwickeln, sondern vor allem, um zu thematisieren, wie verschieden das Nachdenken über diese Fragen und Lösungen aussehen könnte und sollte.
Auf der einen Seite könnten es wir als Gruppe in Sachsen-Anhalt sein, die diese Erfahrungen sammeln. Zu Nelsons Ansatz, für längere Zeit auf dem Land zu arbeiten, sehe ich definitiv Anschlussmöglichkeiten! Auf der anderen Seite würde ich aber auch versuchen wollen, einen coronaverträgliche Möglichkeit zu finden, anderen Menschen und Gruppen diese Erfahungen zu ermöglichen, sei es in einer Ausstellung, Happenings, FLASHMOBS o.ä.



(Wie) Können wir uns einen Zugang zu Natur vorstellen, der sich zwischen technizistischer Zurichtung und esoterischem Eigentlichkeitsdenken - zwischen Naturbeherrschung und Naturromantik- positioniert?

Angenommen ein Computer oder ein wissenschaftliche Rechnung könnte rational bestimmen, welche Entscheidungen ich in bestimmten Situationen (z.B. beim Kauf von Waren) sinnvolerweise treffen sollte. Teilweise etwas ähnliches nicht-explizt schon jetzt - Stichwort "Nudging" und "libertärer Paternalismus". Welche Folgen hat ein solches Verfahren auf unser Selbstverständnis als freie Menschen? Wie wollen wir uns zu solchen Möglichkeiten verhalten? Sind sie allein Ausdruck von Autoritarismus oder bieten sie auch Emanzipationspotenzial?

Wie ließen sich demokratische Prozesse vorstellen, die die Produktion und Allokation von Gütern organisiert?

Können wir uns überhaupt einen solchen Prozess vorstellen, der menschliche (Handlungs-)Freiheit gegenüber dem Zwang der Technik und besten Entscheidung offenlässt?

Welche Rolle würde in einer solchen Organisation dem Staat, bzw. Staaten zukommen?

Wie lässt sich vermitteln, zwischen den Überzeugungen, dass technischer Fortschritt notwendig für die Bekämpfung der Klimakrise, gleichzeitig nicht der Mangel an technischem Fortschritt Ursache für das Ent- und Fortbestehen derselben ist?-

Welche Momente von planwirtschaftlicher und demokratischer Organisation von Produktion, können wir schon jetzt beobachten?

Welchen Platz hat Irrationalität in einer derartig organisierten Gesellschaft?

Welche Formen zwischenmenschlicher Beziehungen ergeben sich durch diese Form der Lebensverwaltung?
So könnte ich mir Fragen vorstellen, die als Grundlage für einzelne Arbeiten fungieren:
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